Drei Fragen an Christoph Debus zum Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF)

Das nachfolgende Interview mit Christoph Debus wurde von der REWE Group geführt.

Pauschalreisen wurden auch in diesem Sommer wieder stark nachgefragt. Dies mag auch daran liegen, dass Pauschalreisende bei Streiks, Naturkatastrophen oder eben auch Insolvenzen des Reiseveranstalters umfassend abgesichert sind. Im Fall von Insolvenzen greift der Deutsche Reisesicherungsfonds (DRSF), in den Reiseveranstalter Entgelte entrichten, um gebuchte Reisen finanziell abzusichern. Diese Entgelte sollen nun um 50 Prozent gesenkt werden. In unserem Format „Drei Fragen an” ordnet Christoph Debus, CEO der DERTROUR Group, diese Entgeltsenkung für Reiseveranstalter ein – und fordert weitere Maßnahmen, um das Produkt Pauschalreise wettbewerbsfähig zu halten.

Warum ist die Entscheidung des Deutschen Reisesicherungsfonds und dem Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz, die Entgelte für den Deutschen Reisesicherungsfonds zu senken, für Reiseveranstalter so wichtig?

Zunächst einmal will ich betonen, dass der DRSF funktioniert! Der Fonds wurde 2021 ins Leben gerufen, um nach EU-Recht ein System der Insolvenzabsicherung zu schaffen. Reisende sind im Fall einer Zahlungsunfähigkeit des Reiseanbieters also abgesichert, indem beispielsweise ausstehende Kosten für das Hotel oder die Airline übernommen werden. Das hat auch die FTI-Insolvenz im letzten Jahr eindrücklich bewiesen, Bilder von gestrandeten Pauschalreise-Urlaubern wie bei der Thomas Cook-Insolvenz im Jahr 2019 gab es nicht. Die Gäste konnten in den meisten Fällen sogar ihren Urlaub normal zu Ende bringen – weil der Fonds in solchen Fällen greift.Zum 1. September werden diese Entgelte nun von 1 Prozent des absicherungspflichtigen Umsatzes um 0,25 Prozent und zum 1. November auf insgesamt 0,5 Prozent gesenkt. Das ist nur möglich, weil der Fonds sehr gut gefüllt ist – und das trotz der Insolvenz von FTI. Diese Stabilität ist wichtig und bietet nun den entsprechenden Spielraum für diese finanzielle Entlastung der Reiseveranstalter. Schlussendlich kann die Pauschalreise so als sicherstes Reiseprodukt gestärkt werden und preislich wettbewerbsfähig bleiben. Davon profitieren alle – Verbraucher:innen und Reiseveranstalter und deshalb ist diese Entscheidung auch so wichtig.

Wie sollte es aus Ihrer Sicht mit dem Deutschen Reisesicherungsfonds weitergehen?

Ich begrüße sehr, dass der Deutsche Reisesicherungsfonds die Entgeltsenkung selbst als ersten Schritt zur Weiterentwicklung betrachtet und weitere praktische Verbesserungen und Anpassungen des gesetzlichen Rahmens anstrebt. Da in absehbarer Zeit, das angestrebte Fondsvermögen voll eingezahlt sein wird, gilt es dann auch, die zu entrichtende Entgelte von Reiseveranstaltern auf null Prozent zu senken. Eine Absicherung der Pauschalreisenden wäre dann trotzdem gegeben, weil das bestehende Fondsvermögen voll eingezahlt und gesichert ist. Zudem ist es zentral, dass das Konzept zur Sicherheitshinterlegung, die von den Reiseveranstaltern im Rahmen des DRSF ebenfalls geleistet wird, zügig reformiert wird. Ansonsten befürchte ich, dass die mit der Entgeltsenkung erhofften positiven Effekte nicht vollständig eintreten könnten.

Welche weiteren Maßnahmen braucht es Ihrer Meinung nach, damit die Pauschalreise als sicherstes Reiseprodukt auch zukünftig wettbewerbsfähig ist?

Die umfassenden Schutzmaßnahmen und Absicherungen von Pauschalreisen greifen schlussendlich nur dann, wenn das Produkt auch von den Kundinnen und Kunden gebucht wird. Dafür muss die Pauschalreise im Vergleich zu anderen Reiseleistungen wettbewerbsfähig bleiben – auch preislich.Man darf nicht vergessen: Wir agieren in einem enorm preistransparenten Markt. Aktuell wird auf EU-Ebene die Pauschalreiserichtlinie novelliert. Es ist daher entscheidend, dass es bei der Reform zu keinerlei zusätzlichen, kostenintensiven Vorgaben kommt. Einige der diskutierten Änderungen – insbesondere mit Blick auf Stornierungsregelungen und der Einschränkungen hinsichtlich des Vertriebs von sogenannten verbundenen Reiseleistungen – sehen wir sehr kritisch. Im Herbst starteten die Trilogverhandlungen zwischen EU-Kommission, -Rat und -Parlament. Die Bundesregierung muss sich stark in die Verhandlungen einbringen – immerhin werden über 40 Prozent aller in der EU vertriebenen Pauschalreisen in Deutschland gebucht. Die Kundenzufriedenheit spricht hier übrigens für sich, liegt diese doch bei über 90 Prozent.