Von allem Guten kann es zu viel geben

Der folgende Text von Laura Steden, Director Corporate Responsibility bei der DERTOUR Group, ist als Gastbeitrag am 21.07.2025 in der Fuldaer Zeitung erschienen.

Die Bilder von Protesten gegen den Massentourismus an beliebten Reisezielen wie Mallorca, Barcelona oder Lissabon gingen durch die Medien. Sie zeigen deutlich: Die Belastungsgrenze vieler Orte ist erreicht. Dabei richtet sich die Kritik oft nicht gegen den Tourismus an sich, sondern gegen die Zweckentfremdung von Wohnraum durch private Ferienunterkünfte – eine Entwicklung, die das Leben der Einheimischen erschwert und verteuert.

Der klassische Veranstaltertourismus unterscheidet sich hier deutlich: Unsere Gäste übernachten in Hotels, die eigens für touristische Zwecke gebaut wurden. Dennoch: Auch dieser Tourismus hat Kapazitätsgrenzen. Und von allem Guten kann es zu viel geben. Deshalb stellen wir uns als Reiseveranstalter der Verantwortung, aktiv an Lösungen zu arbeiten.

  1. Die Nebensaison stärken: Ein zentraler Hebel ist die bessere Verteilung der Reiseströme über das Jahr. Wir arbeiten daran, die Nebensaison attraktiver zu gestalten – etwa durch die ganzjährige Öffnung einiger unserer Hotels. So lassen sich Spitzenzeiten entzerren und die Belastung für Mensch und Natur reduzieren. Voraussetzung dafür ist jedoch eine funktionierende Infrastruktur: Restaurants, Personal und Flugverbindungen müssen auch außerhalb der Hauptsaison verfügbar sein. Die Belebung der Nebensaison ist daher eine Gemeinschaftsaufgabe der gesamten Branche und ein wichtiger Schritt hin zu einem gesünderen Tourismus.
  2. Die Destinationsvielfalt in den Fokus rücken: Viele Reisende zieht es an besonders populäre Orte und soziale Medien sorgen dafür, dass immer mehr Menschen gewisse Trend-Spots besuchen. Dabei gibt es eine Vielzahl faszinierender Reiseziele, die weniger bekannt und deutlich weniger frequentiert sind. Die Reiseveranstalter bieten eine enorme Bandbreite an Destinationen und damit echte Alternativen zu stark frequentierten Hotspots. Für einen Urlaub, der neue Perspektiven eröffnet und gleichzeitig zur Entlastung überlaufener Regionen beiträgt.
  3. Neue Destinationen erschließen: Hierbei spielen Spezialreiseveranstalter eine wichtige Rolle. Mit ihrem Fokus auf individuelle Reiseerlebnisse erschließen und entwickeln sie neue, bislang wenig bekannte Regionen. Darüber hinaus fördern wir im Rahmen unserer Stiftungsarbeit nachhaltige Tourismusprojekte in ländlichen Regionen – etwa in Indonesien, Thailand oder Kambodscha. So entstehen neue Einkommensquellen für lokale Gemeinden und Reisende erleben authentische Begegnungen abseits des Massentourismus. Ziel ist es, sanfte Formen des Tourismus zu etablieren und lokale Gemeinschaften zu stärken – ökonomisch wie kulturell. Tourismus kann ein Motor für wirtschaftliche Entwicklung, kulturellen Austausch und Völkerverständigung sein.